
Obwohl der Kreditversicherungsmarkt grundsätzlich über ausreichende Deckungskapazitäten verfügt, kommt es immer wieder zu Limitenproblemen. Die Risikopolitik der führenden Kreditversicherer orientiert sich an der Maxime der Schadenverhütung. Die Versicherer gewähren Deckung nur bei ausreichender Bonität. Daran hat auch die seit Jahren geringe Schadenbelastung nichts geändert. Selbst bei grundsätzlich ausreichender Bonität kommt es nicht selten zu Engpässen. Ein Grund dafür kann sein, dass Versicherungsnehmer übermässig hohe Summen beantragen oder nicht mehr benötigte Limite nicht streichen. Beim Versicherer kumuliert sich dann ein Limitentotal, das viel höher als der tatsächliche Bedarf ist. Und für die wirklich Bedürftigen bleibt zu wenig Kapazität.
Wie gehen Sie als Versicherungsnehmer damit um?
Ansatz 1: Verhandeln
Ein erster Ansatz besteht darin, dass Sie mit dem Versicherer sprechen und Ihrem Anliegen Nachdruck verschaffen. Manchmal besteht ein gewisser Spielraum, und sei es nur für eine begrenzte Zeit («temporäre Zusatzlimite»). In Fällen, in denen der Versicherer über wenig Informationen über den Kunden verfügt, können Sie allenfalls bei der Beschaffung von aktuellen Finanzdaten unterstützen oder zumindest die eigene Zahlungserfahrung ins Spiel bringen.
Ansatz 2: Zusatzdeckungen
Ein weiterer Ansatz besteht darin, Zusatzdeckungen einzukaufen. Einzelne Kreditversicherer bieten Zusatzlimite für eine zusätzliche Prämie (Euler Hermes «CAP», Coface «Topliner»). Man kann auch Zusatzpolicen kaufen, welche die bestehende Limite eines Erstversicherers noch einmal gewähren («Top-Up-Policen»). Atradius verfolgt diesen Ansatz mit dem Kooperationspartner Tokio Marine Kiln («CoverOnTop»). Man kann solche Top-Up-Policen aber auch unabhängig vom Erstversicherer kaufen. Es gibt eine Reihe von Nischenanbietern.
Ansatz 3: Zwei Versicherer
Die Höhe der erhältlichen Limite weicht bei mittleren Bonitäten oft erheblich voneinander ab. Dasselbe gilt für die Risikopolitik in bestimmten Ländern und Branchen. Es kann daher ein Ansatz sein, dauerhaft mit mehr als einem Versicherer zusammenzuarbeiten. Das setzt allerdings eine gewisse Grösse des zu versichernden Portefeuilles und eine versicherungstechnische Aufteilung voraus, welche die gewünschte Flexibilität zulässt. Ein Kunde kann grundsätzlich nur bei einem Versicherer versichert werden und nicht gleichzeitig bei mehreren.
Auch wenn eine Zusammenarbeit mit mehreren Versicherern nicht opportun ist, lohnt es sich, die Zeichnungsbereitschaft der Versicherer in regelmässigen Ausschreibungen immer wieder zu prüfen.